Früchte im Dschungel

Autochthoner Landbau in Kamerun

Landbau der Baméléké in Nordwest-Kamerun. Das dichte Blätterdach der Bäume wirkt wie ein Schutzschild gegen die heftigen tropischen Regenfälle und die heiße sengende Sonne
Mit ihrem gemischt - mehrstufigen Anbau erzielt Familie Kuettché gute Erträge – auch in Zeiten der Dürre.
Die Überschüsse verkaufen sie auf lokalen Märkten und auf dem Großmarkt bei Bafoussam

Die Baméléké zählen bis heute zu den reichsten Völkern Westafrikas. Grundlage für diesen Reichtum ist ein den tropischen Klimabedingungen optimal angepasster Landbau, den sie seit Jahrhunderten in den tropischen Bergregionen in Nordwest-Kamerun betreiben. Damit gehören die Baméléké zu den wenigen Völkern auf der Erde, deren autochthoner Landbau die Kolonialherrschaft überdauerte und nicht – wie in dieser Zeit üblich – zerstört und durch Monokulturen ersetzt wurde.  

Das Prinzip ihrer Landwirtschaft ist so einfach wie genial. Unter dem dichten Dach der Baumkronen betreiben die Baméléké einen gemischt mehrstufigen Anbau: hohe Bäume, darunter Stauden wie Bananen, dann Getreidewuchs wie Mais oder Hirse, und darunter bodenbedeckende Pflanzen wie Bohnen oder Soja. Das dichte Blätterdach der Bäume wirkt wie ein Schutzschild gegen die heftigen tropischen Regenfälle und die heiße sengende Sonne. Außerdem festigen die Bäume mit ihrem tiefen Wurzelwerk die Böden gegen Abschwemmung und Erosion und holen aus den tieferen Bodenschichten Nährstoffe, die über den Laubfall die Humusschicht fördern. 

In dieses System ist auch die Viehhaltung eingebunden. Die Baméléké halten ihre Tiere in kleinen Pferchen -   und der gesammelte Mist ist wiederum wertvoller Dünger für ihre Felder. Es ist ein in sich geschlossener ökologischer Kreislauf, der wesentlich zum Erhalt der großen Waldflächen Westkameruns und ebenso zur Stabilisierung des Klimas beiträgt.

Wir besuchen die Familie von Paul Kuettché. Auf dem Hof leben drei Generationen in mehreren kleinen Lehmhäusern zusammen - umgeben von einem dichten Dschungel von Nutzpflanzen. Selbst vom gegenüber liegenden Hügel ist Paul Kuettchés Hof nicht einzusehen, so versteckt liegt er unter dem Dach der Baumkronen. Paul Kuettché führt uns durch seine Felder, erläutert uns die traditionelle Anbaumethode der Baméléké, die - im Gegensatz zur Monokultur - weder mit Abschwemmungen noch mit Austrocknung und Erosion zu kämpfen hat. Zwei - bis dreimal im Jahr kann er ernten – und weil die Pflanzen so dicht stehen, holt sie die Familie gebückt im "Kriechgang"  ein.      

Mit seinen Überschüssen beliefert Paul Kuettché nicht nur den regionalen Markt sondern kann auch in die Nachbarländer exportieren. Damit erzielt er für seine Familie ein gutes und beständiges Einkommen - auch in Zeiten der Dürre.  

Wir haben mehrmals den Botaniker Prof. Kurt Egger begleitet, der in den siebziger und achtziger Jahren weltweit noch funktionierende autochthone Landbausysteme wissenschaftlich untersucht hatte und daraus ein ökologisches Landbaumodell für vom Hunger bedrohte Staaten entwickelt hat.

Film von Johannes Gulde, Stefanie Landgraf, Rüdiger Lorenz, 30 Minuten
Produktion: NDR, Terra Media. Corp.  

 Verleih: Terra Media Corp.

 siehe auch: Filme für die Bildungsarbeit - Ökologie - Agroforst - Tradition und Moderne