Kinderarbeiter in der "Dritten Welt" -
verbieten oder verbessern?

(24 Minuten)

Schon 6 Jährige verkaufen Wasser auf dem Markt
Mädchenmarkt in Abidjan
Kinder bringen Müll zu den Containern - für eine einzige Mahlzeit pro Tag

Kadia's Eltern sind arme Bauern im Osten von Mali. Mit zehn Jahren wurde sie - wie Tausende andere Kinder auch - in die Hauptstadt geschickt, um als Haushaltshilfe zum Unterhalt der Familie beizutragen. Kadias Erfahrungen in den ersten zwei Jahren waren schlimm: von früh bis spät in die Nacht musste sie putzen und waschen, sieben Tage die Woche. Sie wurde angeschrieen und geschlagen und um ihren Lohn geprellt.

Wenn Kinder in Afrika arbeiten, dann um zu überleben, um nicht stehlen zu müssen. Kadias Eltern sind Kleinbauern und wie die Mehrheit der Bevölkerung ausschließlich von den Erträgen ihrer Felder abhängig. Fällt eine Ernte aus, droht Hunger. Es gibt keine soziale Grundsicherung wie sie für uns selbstverständlich ist, keine Arbeitslosen- oder Sozialhilfe, auch keine Kranken- oder Pflegeversicherung. Ohne das Einkommen arbeitender Kinder können deshalb arme Haushalte nicht alle Kinder ernähren.

Kadias Situation änderte sich erst, als sie ENDA kennen lernte, eine Organisation, die sich für arbeitende Kinder und ihre Rechte einsetzt. ENDA vermittelte ihr eine neue Stelle mit geregelter Arbeitszeit, einem freien Tag in der Woche und geregeltem Lohn. Von ENDA bekommt Kadia, die nie eine Schule besuchen konnte, ihren ersten Bleistift geschenkt. Zusammen mit anderen Kinderarbeitern lernt sie an vier Abenden in der Woche Lesen, Schreiben und Rechnen. Mit einer Sozialarbeiterin von ENDA machen die Kinder regelmäßig Straßentheater – machen öffentlich auf ihre Situation aufmerksam und ermutigen andere Kinderarbeiter, sich ihnen anzuschließen.

Kinderarbeit verbieten oder verbessern? Im Gegensatz dazu steht die Politik der internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die gemeinsam mit UNICEF jegliche Kinderarbeit mit Hilfe der einzelnen Regierungen verbieten will. Der Besuch der ILO -Vertreter bei ENDA und ihr Slogan "Zeigt der Kinderarbeit die Rote Karte" hat bei den Kindern Ängste ausgelöst: „Von was sollen wir leben, wenn wir nicht mehr arbeiten dürfen, wie können wir dann noch unsere Familien unterstützen?“ Auf solche Fragen bleibt die ILO eine Antwort schuldig. Sie sieht in ihrer Politik eines grundsätzlichen Verbots von Kinderarbeit sogar „ein Stück Armutsbekämpfung“. Das Gegenteil aber ist der Fall, wenn ein solches Verbot die Kinder dazu zwingt, in die Illegalität abzutauchen, z. B. in die Prostitution.

ENDA hat Kadia neuen Rückhalt gegeben, ihr verlorenes Vertrauen in die Welt der Erwachsenen wieder hergestellt. Zum ersten Mal erlebt Kadia gesundheitliche Fürsorge, erfährt, dass sie als arbeitendes Kind nicht alleine steht.

"Ich weiß jetzt, dass ich Rechte habe und dass auch ich Respekt verdiene.

Film von Johannes Gulde und Stefanie Landgraf
Redaktion: Dr. Wolf Theuring
Produktion:
Terra Media Corp., FWU 

 Verleih: Medienzentren und Bildstellen 

 Begleitheft zum Film [PDF]