Tödliche Anklage

Blasphemieprozesse in Pakistan

(30 Minuten)

Christen und liberale Muslime demonstrieren gegen...
das Blasphemiegesetz 295 C
Der 12-jährige Katholik Salamat Masih überlebte den Anschlag radikaler Muslime
Bischof John Joseph besucht Salamats Mutter

Salamat Masih, 12 Jahre alt und Christ, wurde zusammen mit zwei Verwandten zum Tode verurteilt - weil sie angeblich Parolen gegen den Propheten Muhammad an eine Moscheewand geschrieben haben. In der Berufung wurden alle drei freigesprochen, da sie nachweislich weder lesen noch schreiben konnten.

Trotzdem forderten religiöse Fanatiker ihren Tod. Auf offener Straße verübten sie einen bewaffneten Anschlag mit Maschinenpistolen, bei dem Mansur Masih auf der Stelle starb, und Salamat und sein Onkel Reymat Masih schwer verletzt wurden. Um ihr Leben zu retten, wurden beide mit kirchlicher Hilfe nach Deutschland ausgeflogen, wo sie noch heute an einem geheimgehaltenen Ort leben.

In dem einzigen Interview, das Salamat Masih je gegeben hat, erzählt er uns über seine  Flucht und seine Befürchtung, auch in Deutschland nicht vor religiöser Verfolgung sicher zu sein.

Das Attentat wurde zum  Auslöser für landesweite Protestaktionen von Christen in Pakistan,  unterstützt von vielen Muslimen. Sie fordern die Abschaffung des 1991 eingeführten Blasphemiegesetzes 295 C. Dieses besagt, dass jeder, der den Propheten Muhammad beleidigt - direkt oder in Anspielung - mit dem Tode bestraft wird.

Mit dem Blasphemiegesetz versuchen radikale Fundamentalisten religiöse Minderheiten wie Christen, Hindus und Sikhs, aber auch liberale Muslime, unter massiven Druck zu setzen und politisch wie gesellschaftlich auszuschalten. So z.B. in Derekabad, einem Dorf im westlichen Punjab, in dem die 600 christliche Familien als Kleinbauern die Wüste in Ackerland verwandelt haben. Muslimische Großgrundbesitzer wollen sich nun das wertvoll gewordene Land aneignen und drohen jedem, der sich dagegen wehrt mit einem "Blasphemiefall".

Film von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde
Produktion Bayerischer Rundfunk / Terra Media Corp.

 Verleih: Terra Media Corp.