Der Fluch des Tötens

Kindersoldaten im Kongo nach dem Krieg

Papy ging mit 10 Jahren zur Armee, mit 16 wurde er entlassen
Ngoy fühlt sich von Staat und Armee betrogen
Rollenspiele helfen den Kindern ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten
Im Friedensdorf Bopule lernen Kindersoldaten Lesen, Schreiben und ein Handwerk
Nach 6 Jahren sieht Papy seine Mutter und Schwester wieder
Die Betreuer von Bopule begleiten Ngoy zurück in sein Dorf

Papy und Ngoy waren Kindersoldaten. Mit 10 Jahren liefen sie von zu Hause weg, weil sie hungerten und die kongolesische Armee ihnen gute Bezahlung versprach. Jetzt, mit 16 wurden sie entlassen, dank internationalen Drucks auf die Regierung von Joseph Kabila. Welche Chance aber haben Papy und Ngoy überhaupt im zivilen Leben wieder Fuß zu fassen, ohne Schulbildung, Beruf oder Geld? Denn nichts von dem, was ihnen die Armee versprochen hat, haben sie bekommen. Und in der Bevölkerung sind sie noch immer verhasst als die "Kadogos", die wegen ihrer Brutalität und Unberechenbarkeit gefürchteten "Kleinen". Hinzu kommen Armut, Ängste und Erinnerungen, die ihrer Wiedereingliederung im Weg stehen.

Wie kann Papy die Bilder an die Gräuel des Krieges überwinden, die ihn Tag und Nacht quälen? Wie kann Ngoy seinen Drogenkonsum stoppen, an den er sich im Krieg gewöhnt hat, um seine Angst, im Kampf verletzt oder getötet zu werden, zu betäuben?

Ein Jahr lang begleiten die Autoren die beiden Kriegsveteranen.
Zusammen mit 36 Kameraden leben Papy und Ngoy im Friedensdorf Bupolé, einem von der internationalen Kinderrechtsorganisation BICE Deutschland gegründetes Rehabilitations-Zentrum. Die Maschinenpistole, die den Kindern bislang Respekt und Anerkennung verschaffte, zählt hier nichts mehr. Sie müssen lernen, nach zivilen Regeln zu leben, Konflikte mit Worten und nicht mit Waffen auszutragen. Alle Kinder werden von Psychologen und Sozialarbeitern betreut, bauen langsam Vertrauen auf und lernen, über ihre grausamen Erlebnisse im Krieg zu sprechen., - erste Schritte, um die schrecklichen Erfahrungen nach und nach zu verarbeiten.

Zusätzlich erhalten sie alle eine schulische und berufliche Ausbildung und damit die Chance, sich später eine eigene Existenz aufzubauen. Ngoy wird Bäcker, Papy Maurer. Nach drei bis vier Monaten verlassen alle das Zentrum, machen Patz für die nächste Gruppe von Kindersoldaten. Papy kehrt zu seinen Eltern in die Hauptstadt Kinshasa zurück, Ngoy in sein Dorf in einem schwer zugänglichen Gebiet im Südosten des Landes. Alle ehemaligen Kindersoldaten werden auch nach Rückkehr in ihre Familien weiter von einem Sozialarbeiter  betreut.

Ein halbes Jahr später: Mit Hilfe von BICE hat Papy doch noch einen Ausbildungsplatz in seinem Traumberuf als Kfz-Mechaniker und Fahrer bekommen. Seine Ausbilder sind zufrieden mit ihm, schätzen seine Ausdauer und Disziplin. Papy ist zuversichtlich bald selbst Geld zu verdienen.  Denn die Armut zu Hause ist bedrückend und er möchte seinen Eltern helfen. Immer noch wird Papy aber von  Albträumen, Erinnerungen an den Krieg, gequält.  Dann steht ihm sein Betreuer zur Seite, hilft ihm darüber hinweg zu kommen.

Ngoy hat mit Hilfe von BICE einen Backofen gebaut und verkauft täglich sein frisches Brot an die Leute im Dorf. Auch er wird noch von Albträumen heimgesucht. Dann raucht er einen Joint, beginnt auf die verlorene Zeit im Krieg zu fluchen, beschimpft die Armee, die ihn betrogen hat. Wie Papy braucht auch Ngoy noch die Hilfe seines Betreuers, um zu lernen, mit der Last der Erinnerungen besser fertig zu werden.

Film von Stefanie Landgraf und Johannes Gulde, 30 Minuten 
Produktion: SWR, Terra Media Corp.

 siehe auch: Filme für die Bildungsarbeit: Flüchtlinge - Kindersoldaten - Traumatherapie