Kindersoldaten im Kongo

Das krieg ich aus dem Kopf nicht raus

(25 Minuten)

Kindersoldat im Kampf (Foto: Jacky Naegelen)
Kindersoldaten im Friedensdorf Bopule - Rollenspiel
Kindersoldaten beim Nähkurs
Kindersoldaten im Unterricht
Nach 6 Jahren Kampf sieht Kindersoldat Papy seine Mutter wieder

Über 40 Kriege gibt es zur Zeit weltweit, in 25 von ihnen werden Kindersoldaten eingesetzt, in Afrika, Lateinamerika, Asien. Ein Großteil der Kinder wird zwangsrekrutiert, z.B. direkt nach Schulschluss von Militärs auf Lastwagen in ein Ausbildungslager verschleppt.

Etwa zwei Millionen Kindersoldaten sind weltweit allein zwischen 1990 und 2000 gefallen, schätzt Olara Ottuno, Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs für Kinder in bewaffneten Konflikten. Sechs Millionen sind zu Invaliden geworden, zehn Millionen haben schwere seelische Schäden erlitten.

Im Film erzählt Papy Kinkela seine Geschichte. Er war Kindersoldat, einer von rund 120.000 in Afrika. Mit zehn Jahren lief er von zu Hause weg, weil er hungerte und die Armee ihm gute Bezahlung versprach. Sechs Jahre kämpfte er gegen die Rebellen aus Rwanda und Uganda. Er  war ein „Kadogo", ein von der Bevölkerung wegen ihrer Unberechenbarkeit und Brutalität gefürchteter „Kleiner“. Jetzt, mit 16, entließ ihn die kongolesische Armee, dank internationalem Druck auf die Regierung von Präsident Joseph Kabila.

Was Kinder wie Papy im Krieg durchmachen mussten ist ebenso wenig vorstellbar, wie das, was sie anderen Menschen angetan haben: Sie wurden gezwungen zu töten, haben geplündert und ihre Angst mit Drogen und Alkohol betäubt. Die Erinnerungen an seine Kriegszeit sind für Papy schrecklich; immer wieder kommen sie über ihn. Dann fängt er an, etwas zu arbeiten oder raucht einen Joint, um zu vergessen.

Zusammen mit 36 Kameraden lebt Papy in Bupolé, ein von der katholischen Kinderrechtsorganisation „KIRA – Kinderrechte Afrika“ (ehemals BICE) gegründetes Rehabilitationszentrum für ehemalige Kindersoldaten bei Kananga in der Provinz Kasai. Betreut von Sozialarbeitern, Pädagogen und Psychologen leben sie in kleinen Hausgemeinschaften, können zum ersten Mal wieder ruhig schlafen, ohne Angst vor nächtlichen Überfällen der Rebellen, ohne Angst, verletzt oder getötet zu werden. Die Maschinenpistole, die ihnen bisher Respekt und Anerkennung verschaffte, zählt hier nichts mehr. Die Jugendlichen sollen lernen, wieder nach den Regeln der Zivilgesellschaft zu leben, Konflikte mit Worten und nicht mit Waffen auszutragen - Kompromisse zu finden. Dabei helfen Rollenspiele. Im täglichen Unterricht holen sie nach, was ihnen bei der Armee verwehrt wurde: Lesen und Schreiben. Mit einer beruflichen Grundausbildung erhalten sie die Chance, sich eine eigene Existenz aufzubauen.

Nach drei Monaten verlassen die Jugendlichen Bupolé, machen Platz für die nächste Gruppe von Kindersoldaten.

Sechs Monate später: Papy sei anders geworden, erzählen seine Eltern. Er würde Forderungen stellen und Befehle erteilen. Immer noch wird Papy von Albträumen gequält. Nur mit Aimé, seinem Sozialarbeiter, kann er darüber sprechen. Das hilft ihm, denn es besteht die Gefahr, dass die Erinnerungen ihn überwältigen und ihn wieder - oft nach Jahren erst - in die vertraute Welt von Waffen, Kampf und Gewalt zurückführen.

Inzwischen bestreiten viele Länder den Einsatz von Kindersoldaten. Denn sie wissen: Schon ihre Rekrutierung verletzt die UN-Konvention zum Schutz der Kinder und nach den Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag ist sie ein Kriegsverbrechen. Alle UN- Mitgliedsstaaten haben die Konvention unterschrieben, bis auf Somalia und die USA.

Film von Johannes Gulde und Stefanie Landgraf
Redaktion: Dr. Wolf Theuring
Produktion: Terra Media Corp., FWU

 Verleih: Landesmediendienste, Medienzentren  

 Begleitheft zum Film [PDF]