Der vegetarische Metzger
Klemens Brugger wird 1958 als jüngstes von fünf Kindern in Ailingen am Bodensee geboren. Seine Eltern, die eine gutgehende Metzgerei im Ort betreiben, erziehen ihre Kinder streng katholisch - täglicher Kirchgang war für sie Pflicht.
Voller Stolz ist Klemens, als sein Vater ihn zum Nachfoger des Betriebs bestimmt. Doch schnell merkt der 16-Jährige, dass er mit dem Schlachten der Tiere nicht klar kommt. Während der Lehre kann er - das Bolzenschussgerät in der Hand - das Kälbchen, dem er direkt in die Augen schaut, nicht töten. Für seine Kollegen ist er damit durch die Härteprüfung "Metzger" durchgefallen, wird von ihnen nur noch als "Weichei und Warmduscher" verspottet. Trotzdem beendet Klemens seine Lehre und wird mit 22 Jahren einer der jüngsten Metzgermeister Deutschlands.
Als sein Vater herzkrank wird, setzt er sich erstmals mit vollwertiger und vegetarischer Ernährung auseinander - "und statt Weißwürste gab es auf einmal ein Müsli zum Frühstück". 1985 übernimmt er den väterlichen Betrieb, baut einen erfolgreichen Partyservice mit Fleisch und vegetarischen Gerichten auf, den es bis dahin auf dem Land nicht gab. Es folgt eine beispiellose Karriere in Beruf und Politik, die ihn im ganzen Bodenseeraum bekannt macht.
Dann der Bruch 2004. Klemens verkauft seinen florierenden Betrieb und Partyservice, ernährt sich nur noch vegetarisch, verzichtet ganz auf Alkohol. Er beginnt eine Ausbildung zum Heilpraktiker und Rutengänger, meditiert und malt. Wirtschaftliche Grundlage bleiben seine zwei Schulkantinen, die er als Pächter betreibt. "Schnitzel mit Pommes" sind dort der Renner, aber Klemens versteht es, mit eigens zubereiteten Gerichten "junge Menschen mehr und mehr an vegetarische und vollwertige Gerichte heranzuführen".
Film von Johannes Gulde und Stefanie Landgraf, 45 Minuten
Produktion: Bayerischer Rundfunk